Sex in Langzeitbeziehungen ist oft vertraut, eingespielt und irgendwann auch ein bisschen vorhersehbar. So, als würdest du immer wieder dasselbe Lieblingsgericht kochen: sättigend, bequem, aber nicht unbedingt aufregend.
Wie dein Lieblingsgericht
Gerade in Langzeitbeziehungen mutet Sex wie das Kochen deines Lieblingsgerichtes an.
Du brauchst nicht lange überlegen, welche Zutaten nötig und in welcher Reihenfolge sie zu verarbeiten sind. Der Weg zum Ziel ist klar vorgegeben und du weißt, was dich erwartet.
Es ist einfach und bequem. Und am Ende macht es satt.
Das Problem entsteht dann, wenn wir glauben, es reicht aus, sich nur von diesem einen Gericht zu ernähren. Eintönigkeit, Langeweile und Appetitlosigkeit sind die Folgen.
Warum Neues oft Angst macht
Genau so, wie Nahrung ist auch unser Sex eine sinnliche Erfahrung, die neue Reize und Genüsse benötigt, um interessant, ja, aufregend zu bleiben. (Und NEIN, ich meine damit nicht, dass du ein Abo bei einem Sex-Shop deiner Wahl abschließen sollst. WIE das für dich in deiner Partnerschaft aussehen kann, lernst du unter anderem bei Vögeln wie am Anfang)
Doch oft hemmt uns die Sorge vor diesem „Neuen“ und was es mit sich bringt.
Wir fürchten, dass wir nicht zurückfinden zu dem, was mal war. Dass es unwiderruflich aufgegeben ist. Sicherheit, die durch jahrelanges Zusammenleben entstanden ist, wird durch wenige Veränderungen ins Wanken gebracht und es entstehen Fragen wie:
„Wo kommt das plötzlich her?“
„Genüge ich ihm/ihr nicht mehr?“
„War das Vorher nicht genug?“
„Wo führt das bloß hin?“
…
Es ist wie dieses eine Gericht, das wir auf der Karte erspähen. Klingt spannend und weckt unsere Neugier, doch die Sorge, dass es uns am Ende nicht schmeckt, lässt uns doch wieder das bestellen, was wir die letzten X-Male ausgewählt haben.
Unsere Erwartungshaltung ist, dass Neues zwingend gut sein muss, sonst lassen wir besser die Finger davon. Doch warum sich nicht auch die Möglichkeit offen halten, dass wir Erfahrungen machen, die nicht zu uns passen, um auch über dieses Ausschließen unseren Weg zu finden. Verbinden wir dies mit einem spielerischen Ansatz und der nötigen Leichtigkeit, verliert das Neue seine Bedrohlichkeit.
Neues zuzulassen bedeutet nicht, dass wir Altes aufgeben müssen!
Betrachten wir das Alte viel mehr als Ausgangspunkt, uns neu zu entdecken.
So wie wir uns in allen Lebensbereichen erlauben, uns weiterzuentwickeln, sollten wir auch unserem Sex die Chance geben, sich weiterzuentwickeln. Was noch zu Beginn einer Partnerschaft Leidenschaft und Lust bedeutet hat, ist heute vielleicht schon ein festgefahrener Standard.
Aus diesem Grund ist mir in meiner Arbeit mit Paaren wichtig, Themen wie: Neugier, Entdeckerlust, Spiel, Leichtigkeit und Kommunikation zu fördern und dabei zu begleiten.
Denn ich glaube fest daran, dass der Blick über den (sexuellen) Tellerrand bereichernd ist!
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