Routine Sex vs. Aufregender Sex

von | 18. Okt.. 2025

In meiner Arbeit höre ich häufig Aussagen, aus denen hervorgeht, dass Sex zu routiniert ist. Jeder Handgriff sitzt und wenn sich abends die Hand auf die andere Bettseite schiebt, ist schnell klar: das kann nur eines bedeuten.
Berührung, Kontakt, Intimität wird zweckmäßig und genau das turnt auf Dauer ab.

Andere Stimmen sagen, ihnen fehle jegliche Routine. Wenn, dann geht es nur besonders, experimentell oder es braucht den nächsten Kick, damit der Sex in der Partnerschaft Spaß macht. Und auch hier ist die Lustlosigkeit vorprogrammiert.

Egal ob zu viel Routine oder gar keine: Am Ende fühlt es sich oft gleich an – euer Sex ist eingeschlafen.

Routine Sex

Routine-Sex klingt erstmal negativ und so wird mir das auch häufig von KlientInnen beschrieben, doch ich kann sagen: ich liebe Routine Sex!

Unser Nervensystem braucht Routinen. Routinen bedeuten Sicherheit, Routinen bedeuten Halt. Wieso sollte das beim Sex anders sein? Routine Sex bedeutet: ihr kennt euch, ihr wisst, wie ihr schnell zueinander findet und idealerweise habt ihr beide ein Happy End. Ich nenne das Effizienz. Klingt unsexy? Mag sein. Aber manchmal brauchen wir genau das! Routine-Sex kann Nähe schaffen, wenn der Tag voll war oder keine Energie mehr für das Aufregende bleibt.

Und das ist vollkommen OKAY! Lasst uns routinierten Sex bitte, bitte normalisieren.

Die Kehrseite, weshalb wir diese Form von Sex oft negativ behaften, liegt darin, dass Routine schnell in Langeweile kippt. Dass wir nicht mehr ‚bei der Sache‘ sind, unsere Gedanken schneller abschweifen und wir in Summe weniger präsent sind.
Knifflig wird es dann, wenn wir eh nie so richtig zufrieden waren, keine Orgasmen erleben, uns nicht trauen auszusprechen, was wir mögen und sich dieser unzufriedenstellende Sex als eben jene Routine einschleift.

Wie soll Lust auf etwas entstehen, was nichts Lüsternes zu bieten hat?

Die Kunst von routiniertem Sex besteht also darin, klar zu haben, was erfüllt und befriedigt, ohne dass es zu viel Energie kostet. Wenn das klar ist, klappt das mit der Präsenz etc. fast von allein. Und nebenbei gesagt: das Portfolio darf sich gern auf 2-3 Handgriffe erweitern, statt auf den einen – und je nach Tagesform wird dann ausgewählt. Klingt für mich ziemlich sexy.

Aufregender Sex

Diese Form von Sex fühlt sich anders an. Sie überrascht, lässt den ganzen Körper vibrieren und bringt dich regelrecht zum Schmelzen. Da ist Aufregung, mehr Energie, Zeit und Stimmung.

Viele denken dabei an die erste Verliebtheit und für andere ist das vielleicht verknüpft mit einer Kink Party und der neuen Toy Bestellung.

Für mich ist es was anderes. Es geht nicht darum, ständig Höchstleistungen zu bringen. Sondern darum, präsent zu sein, zu spielen, Neues zuzulassen, neugierig zu bleiben. Uns zu erlauben, dass wir uns in all den Jahren verändern und herauszufinden, ob sich auch unsere sexuellen Vorlieben verändert haben. Kribbelnde Sexualität hat kein Verfallsdatum (aka. Verliebtheitsphase) und lässt sich auch nicht kaufen (so spannend das nächste Toy auch sein mag). Dieser prickelnde Sex entsteht, wenn Neugier, wahrhaftige Hingabe und ehrliche Begegnung die Motivation sind.

Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass genau das ohne viel HokusPokus auch nach vielen Jahren Partnerschaft möglich ist.
Und falls du denkst: „Wir haben doch regelmäßig Sex.“, hör mir zu: Mir geht es hier NULL um Frequenz.
Es geht um ein Gefühl. Dieses zutiefst erfüllende, warme Kribbeln, das noch Tage später in dir nachklingt.

Warum ihr beides braucht

Allmählich wird klar: Routine und Aufregung sind keine Gegenspieler, sondern eher zwei Seiten derselben Medaille, die beide ihre volle Berechtigung haben.

Routine gibt uns Sicherheit und ist wie ein Anker. Wenn Job, Kinder oder Krankheiten gerade jede Menge Ressourcen binden, dann ist es vielleicht nicht die Zeit für große Abenteuer. Aber selbst ein kurzer, routinierter Sexmoment kann Verbindung schaffen. Er ist wie ein Kleber, der sagt: Wir gehören zusammen.

Doch auf Dauer, womöglich über Jahre, reicht das nicht. Die Kunst liegt darin, beides zuzulassen.

Da ich Essen liebe, folgt nun auch einer meiner liebsten Vergleiche: Wir alle haben unser Lieblings-Junk-Food. Wir wissen, es befriedigt uns (kurz), ist meist leicht zu beschaffen oder zu kochen und es erfüllt seinen Zweck. Es macht satt, schmeckt, doch auf Dauer ist es vermutlich nicht so geil, immer wieder das gleiche zu essen.
Also kochen wir andere Speisen und genießen auch mal gern ein 3 Gänge Menü.

Und das spannende ist: das Ganze ist möglich ohne Toy, Beziehung öffnen, Kinky Parties etc.
Ich sprechen mich gar nicht per se gegen diese Dinge aus, bin jedoch der klaren Meinung, dass es all das NICHT braucht, um eine lustvolle, erfüllte Sexualität in einer langjährigen Partnerschaft zu leben.

So balanciert ihr zwischen Gewohnheit und Aufregung

Ich denke, du weißt, worauf ich hinaus will:
Es geht nicht darum, Routine abzuschaffen oder sich ständig den nächsten Kick zu überlegen.

Ich gebe dir hier ein paar Ideen, die sofort wirken können, um aus der langweiligen Sex-Zone wieder kleine Schritte Richtung kribbelnde Sexualität zu gehen, ohne großen Aufwand oder Coaching Termine 😉

  • Erlaubt euch Routinen
    und findet heraus, welche Routinen für euch passen!
  • Schafft euch ein Setting, was euch in Stimmung bringt
    Das kann eine besondere Beleuchtung sein, eine Decke, die ihr nur für diese besonderen Momente aus dem Schrank holt, ein Duft, ein aufgewärmtes Schlafzimmer / Bett etc. Ein Setting, was dir Lust macht, ist ein gutes Setting. Hier gibt es kein richtig oder falsch.
  • Spielt mit der Geschwindigkeit.
    Wenn Sex für euch standardmäßig bedeutet, „schnell zum Ziel“, dann macht bewusst das Gegenteil. Langsamer. Länger. Ein Kuss, der nicht aufhört. Eine Berührung, die mit Hingabe passiert. Das verändert sofort die Energie.
  • Reden ist Gold
    Vielen fällt es schwer zu sagen, was sie gerade wollen. Einfacher ist es häufig zu sagen, wie es sich gerade anfühlt. Ein „genau da, mach weiter, das fühlt sich so gut an“ kann unglaublich elektrisierend sein.
  • Überraschung
    Welche Stelle hast du schon lange nicht mehr berührt? Oder noch nie? Gehe auf Forschungsreise und lass deiner Neugier freien lauf; fernab von dem Anspruch, dass es jetzt direkt ultimativ erregend sein muss.
  • Erlaubt euch, neu zu verhandeln
    Vielleicht habt ihr früher Dinge ausgeschlossen, die sich heute spannend anfühlen. Sprecht es an. Lust verändert sich, und es ist wunderschön sich auf diese Forschungsreise zu begeben.

Mein Fazit:

Die Lösung ist nicht, einfach mehr vom Gleichen zu machen, also die Frequenz hochzuschrauben oder sich die neuesten Dinge im Außen zu suchen.
Die Lösung ist, das Kribbeln wieder einzuladen. Mit Momenten, die den Autopiloten durchbrechen und für echte Verbindung sorgen, mit Routine, die nachhaltig befriedigen und mit Begegnungen, die Nähe UND Begehren möglich machen.

Wenn ihr das wieder erleben wollt und das Gefühl habt, das wird alleine schwer:
In meinem Programm Vögeln wie am Anfang begleite ich Paare genau dabei.
Damit Sex nicht mehr dem Alltag überlassen wird, sondern wieder mit Lust, Nähe und prickelndem Begehren gefühlt wird.

Hier erfährst du mehr über Vögeln wie am Anfang

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